Wer sich professionell mit LinkedIn beschäftigt – also eine Content-Strategie hat und regelmäßig dort Beiträge veröffentlicht – stößt immer wieder auf Ratschläge, die nicht ganz perfekt sind.
Ok, das war jetzt die diplomatische Formulierung.
Etwas zugespitzter: Es geistern diverse Mythen herum, die einfach nicht stimmen. Oder über die man zumindest einmal genauer nachdenken kann – und vor allem, die man testen sollte.
Das haben wir in den letzten Monaten gemacht. Und sprechen in dieser Podcast-Folge und auf dieser Seite hier über drei LinkedIn Mythen, die aus unserer Sicht einfach nicht stimmen:
- “Es bringt nichts, Beiträge zu teilen”
- “Man sollte keine Links posten”
- Du brauchst viele Follower für Reichweite
Wie immer gilt: Die Folge ist ein erster Aufschlag. Wir sind mit vielen LinkedIn-BeraterInnen und Online-Marketing-Profis vernetzt. Von daher freuen wir uns über Feedback und eine gute Diskussion.
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Mythos 1: “Es bringt nichts, Beiträge zu teilen”
Bekannterweise hat man drei Möglichkeiten, mit einem Beitrag zu interagieren: Liken, kommentieren oder teilen. Es wird sehr häufig geschrieben, dass teilen keine Reichweite bringt – und man es deswegen auch sein lassen kann. Besser sei es, zu kommentieren.
Fabian hat den Test gemacht und in den vergangenen vier Wochen zehn Beiträge geteilt. Das Ergebnis: Zwei Beiträge hatten etwa 80 Ansichten, fünf Beiträge hatten zwischen 400 und 800 Ansichten, drei Beiträge hatten vierstellige Ansichten (1600, 2000, 4000 Views).
Die generelle Aussage, dass teilen nichts bringt, ist aus unserer Sicht falsch. Es kommt – wie immer bei LinkedIn – auf den Content an. Wenn der geteilte Beitrag interessant und relevant für die eigene Audience ist, wird sehr wohl damit interagiert.
Unsere Vermutung: Viele teilen Beiträge von ihrer Company Page. Aber die dortigen Beiträge sind oft nur typische PR-Beiträge ohne wirklichen Mehrwert. Klar, dass es darauf wenig Reichweite gibt.
Aus unserer Sicht könnte man sogar eine LinkedIn Content-Strategie aufsetzen, die nur auf dem Teilen interessanter Inhalte basiert.
Zudem ist es auch eine Anerkennung, wenn man spannende Beiträge teilt. Man zeigt damit der anderen Person, dass man ihre Beiträge schätzt.
“Teilen oder Liken?” – Einer von mehreren Beiträgen, die Fabian in den letzten Wochen geteilt hat. Er teilt vor allem Beiträge von Expertinnen und Experten aus den USA oder Beiträge mit großem Mehrwert für ihn – und damit auch potenziell für seine Follower.
Mythos 2: “Es bringt nichts, einen Link zu posten”
Eine weitere häufige Aussage, die man oft hört: Man sollte keine externen Links posten. Sondern nur native Beiträge. Also Text, Bild, Video – aber eben ohne Link auf die Website.
Die Argumentation dahinter: LinkedIn drosselt die Reichweite, weil die Plattform nicht will, dass die User sie verlassen. Oder umgekehrt aus User-Sicht: Die User mögen es nicht, weil sie die sehr schnelle, performante App nicht verlassen wollen, um auf einer unübersichtlichen, langsam ladenden Website weiterzulesen.
Tatsächlich haben Beiträge mit Links oft wenig Reichweite. Das liegt aber aus unserer Sicht an der Art, wie oft vorgegangen wird: Viele veröffentlichen Teaser-Beiträge. Nach dem Motto: “Die 3 ultimativen Tipps liest du, wenn du hier klickst”.
Nur nervt das halt. Schließlich könnte man die drei ultimativen Tipps ja auch direkt auf LinkedIn posten. Aber die Person, die den Beitrag veröffentlicht, hat natürlich Ziele. Sie möchte die User auf ihre Website ziehen. Nur klappt das eben nicht.
Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass externe Links nicht funktionieren, wie Benjamin immer wieder feststellt. Es geht auch hier wieder um den Content.
Beispiel: Wenn er einen Artikel, einen Podcast oder eine Grafik von einer anderen Expert/in erläutert und analysiert, setzt er immer einen Link. Schließlich sollte die Quelle auch gewürdigt werden. Das Ergebnis: Die Beiträge bekommen fast immer genau so viel Reichweite, wie Beiträge ohne Link.
LinkedIn Mythos 3: “Du brauchst viele Follower für Reichweite”
In jedem sozialen Netzwerk werden Follower “gepumpt”. Das war schon immer so und ist auch so bei LinkedIn. Leider.
Heißt: Viele Ratschläge gehen dahin, massiv Kontakte aufzubauen. In der Regel über kalte Anfragen oder sogar automatisierte Tools.
Die hohe Followerzahl macht auf – zumindest Unwissende – großen Eindruck. Und es besteht die Hoffnung, dass man aus den tausenden Kontakten natürlich auch Aufträge generiert.
Wir halten davon wenig. Man kann uns vorwerfen, dass LinkedIn Game nicht richtig zu spielen. Aber uns geht es darum, dass wir mit Menschen vernetzt sind, die sich wirklich für unsere Inhalte interessieren.
Eine KPI, auf die wir oft schauen, wenn wir LinkedIn Influencer betrachten: Wie viele Follower hat die Person – und wie viel durchschnittliche Reichweite auf ihre Beiträge? Wenn eine Person sechsstellig Follower hat, aber die Beiträge nur ein- zweihundert Menschen liken, besteht dort offensichtlich mehr Schein als Sein.
Oder anders gesprochen: Es sind zwar Follower, aber eben auch viele Karteileichen – und keine starke Community.
Wir selbst haben beide jeweils rund 2900 Follower (Stand 01/2022). Fabian hat mit seinen Beiträgen insgesamt eine Reichweite von 400.000 jährlichen Ansichten und Benjamin mit seinen Beiträgen eine Reichweite von insgesamt 530.000 jährlichen Ansichten. Wir posten ausschließlich fachliche Inhalte und keine emotionalisierten, privaten Beiträge (Kinder, Corona etc.).
Und ja, Kundenanfragen kommen auch. Aber eben, wenn die jeweiligen Personen es für wichtig erachten – und nicht umgekehrt.
Fabian (und auch Benjamin) hat vor einem Jahr von “Vernetzen” auf “Follower” als Standard umgestellt (“LinkedIn Creater Modus”). Wir selbst stellen nur sehr zurückhaltend Kontaktanfragen, wenn wir den Eindruck haben, dass es passen könnte.
Fazit: LinkedIn ist ein Social Network. Automatisierung führt da oft in die Irre – zumindest aus unserer Sicht. Ähnlich denken wir übrigens über den LinkedIn SSI und über das Thema LinkedIn B2B Influencer.